Wie bedient man das Radioddity GD77?

Das englische Manual liefert wenig systematische Informationen, um mit dem DMR-Handfunkgerät endlich online gehen zu können. Hier sollen euch ein paar praktische Tipps den Einstieg in die digitale Betriebsart DMR mit dem Radioddity GD77 erleichtern!

Hier nun eine Schritt-für-Schritt Anleitung!

1) Unboxing des Gerätes
Der Zusammenbau der mitgelieferten Bestandteile bedarf noch keiner Erklärung: Nur Antenne anschrauben und den vorgeladenen Akku hinten an der Rückseite einschieben.

                          Radioddity GD77                      ungeladener Akku in Ladeschale                                geladener Akku in Ladeschale

2) Ladeschale zusammenbauen und prüfen
An die Ladeschale hinten den kleinen Klinkenstecker einstecken. Das andere Ende des Kabels enthält den USB-Stecker, der in das Hinterende des Europol-Steckers gehört. Achtung: Verklebt den Ladestecker mit dem USB-Stecker, da am USB-Anschluss des Ladesteckers 12 V anliegen, was nicht zum Laden normaler USB-Geräte geeignet ist!!! Schließt man die fertige leere Ladestation ans Netz an, so leuchtet eine grüne LED an der Ladeschale.
Achtung: Messt einmal mit einem Voltmeter die Spannung zwischen den äußeren der 3 silbernen Ladestifte in der Ladeschale. Zwischen den äußeren der 3 Kontakte sollten nicht mehr als max. 8,42 V anliegen. Meist liegen 8,51 V (im Leerlauf gemessen) an, was auf Dauer die Li-Ionen-Akkus zerstört! Das Einlöten eines 390 kOhm Widerstandes in der Ladeelektronik reduziert die Ladespannung von 8,5 auf 8,4 V (eine geeignete Modifikation findet ihr  hier im Blog von EA1CSI für die baugleiche Ladeschale des Tytera MD-380 link s.a. Info OE1WKL link hier). Steckt man den Li-Ionen-Akku in die Ladeschale, leuchtet die LED in der Ladeschale rot und springt erst nach Beendigung der Aufladezeit auf grün um, was je nach Entladezustand der Akkus ca. 5-6 Stunden dauert.

3) Schaltet man das Funkgerät durch Drehen des Lautstärkereglers im Uhrzeigersinn an, so geht die grüne LED an, es ist aber nichts zu hören und nur die Gerätebezeichnung Radioddity GD77 zu sehen, da das Radioddity GD77 ein Betriebsfunkgerät ist, welches erst durch einen Codeplug auf die Anforderungen im Amateurfunkdienst vorbereitet werden muss.

4) Alle DMR-Geräte, die ja digital betrieben werden, müssen eine weltweit eindeutige Kennung besitzen. Diese DMR-ID beantragt man bei einer Zertifizierungsstelle. https://register.ham-digital.org/
Dazu füllt man wenige Zeilen in einigen Formularfeldern aus, hängt die eingescannte Lizenzurkunde als jpg-Datei an und erhält meist schon nach wenigen Stunden seine persönliche DMR-ID, die mit dem eigenen Amateurfunkrufzeichen verknüpft ist. Diese DMR-ID benötigt man zur Änderung des individuellen Codeplugs (s. unten).

5) Nun lädt man sich vom Hersteller https://www.radioddity.com/radioddity_download/ die aktuellste CPS-Software auf den PC und installiert die Zip-Datei auf dem PC. Die mitgelieferte Mini-CD mit einer alten Version der CPS sollte nicht installiert werden, da sie stark veraltet ist.

6) Nach Anleitung vom Hersteller wird die ebenfalls vom Hersteller angebotene neueste Firmware heruntergeladen und vom PC per Softwarekabel auf das Funkgerät übertragen. Manchmal muss man zuvor noch eine ältere Firmware aufspielen, um älteren Programmiercode zu entfernen, bevor die neueste Version darüberinstalliert werden kann.

7) Nun kommt der schwierigste Teil. Man besorgt sich im Internet einen zum jeweiligen Gerät (hier Radioddity GD77) passenden Codeplug und passt ihn mit Hilfe der CPS-Software auf die eigenen Wünsche (eigene DMR-ID,  gewünschte lokale Repeater, Talkgruppen unter Kontakte,  RX-Group für gewünschte Repeater, eigene Zonen,  eigene Channel mit Angabe der Repeater und ihren zugeordneten Talkgruppen sowie die VFO-Einstellungen) an und  überträgt ihn laut Anleitung per Softwarekabel vom PC in das Funkgerät. Mehr dazu findet ihr links im Menü zum Punkt Codeplug!

8) Haben alle Schritte geklappt, kann nun endlich das erste QSO starten! Dazu muss man sich aber erst einmal einen Überblick über die Anzeigen im Funkgerät machen!

Display RD digital 2 Display Radioddity GD77 digital Display Radioddity GD77 analog

Was erkennt man in den Displays?

Neben dem Antennensymbol (wie den Anker ganz in der Ecke oben links) erkennt man 4 senkrechte Balken als Anzeige für ein starkes ankommendes Signal (vergleichbar einer ungenauen S-Meter-Anzeige). Der Repeater ist in diesem Falle aufgetastet, was man am grünen Lämpchen oben neben dem Lautstärkeregler erkennen kann. Im mittleren Bild wird kein Antennensignal mit Strichen angezeigt, demzufolge ist der Repeater nicht aufgetastet.

Die Anzeige H steht für die Stellung High (5 Watt) des Handfunkgeräts, im Falle der niedrigen Leistung von 1 Watt stände dort ein L (Low).

Die linken beiden Bilder zeigen ein Rechtecksígnal für die digitale Betriebsart, was zusätzlich links unten neben dem Pfeil mit D für digital gekennzeichnet wird. Der waagrechte Strich in der Bildmitte zeigt an, ob die Ablage negativ (-) oder postiv (+) ist. Im Bild ganz rechts steht die Welle für die analoge Betriebsart, was zusätzlich unten bei der Wahl des VFOs (Pfeil) mit einem A für die analoge Betriebsart kenntlich gemacht wird.

Ganz rechts oben im Display wird der Akkuladezustand angezeigt. Mit 2 Strichen ist er etwa 2/3 voll. Sollten die Funktionstasten nicht anders belegt sein, so kann die Seitentaste 2 (side key 2 = blaue Taste links) den Ladezustand in Volt anzeigen, sofern man die blaue Taste länger drückt. Bei 2 Ladestrichen entspricht dies ca. 7,4 V statt 8,4 V bei 3 Ladebalken.

In der Mitte des Displays wird die zuletzt eingestellte VFO-Frequenz (nicht die Repeaterfrequenz darunter!) angezeigt, hier eine Frequenz im 70 cm-Band.

Links unten im Bild wird mit dem Pfeil angezeigt, welcher VFO gerade ausgewählt wurde; diesen kann man mit dem weißen Pfeil (Spitze nach links) nach oben oder unten verschieben und damit vom analogen zum digitalen Modus wechseln. Am Pfeil steht zusätzlich noch der Modus, ob nun A = analog oder D wie digital.

In der Bildmitte der untersten Displayzeile steht der jeweilige Repeater (DB0WT bzw. DB0HFD) bzw. Kanalname (OV-Frequenz z.B. von OV N48 im Bild rechts) bei selbst gewählten Frequenzen.

Bei den ersten beiden Bildern (von links) mit digitalen Modi wird der Zeitschlitz sowie die Talkgruppe angezeigt. Im linken Bild steht DB0WT für ein Brandmeisterrelais (erkennbar am B in der Mitte) im TS2 (Zeitschlitz 2) mit der Talkgruppe 9 für lokalen Betrieb. Im mittleren Bild ist der Repeater DB0HFD ein DMR+ Umsetzer, der im Zeitschlitz 1 mit der Talkgruppe 262 verbunden ist (hier wird nur die 2 angezeigt, der Rest ist in der CPS-Software unter der Channel-Zuordnung zu den Umsetzern ablesbar).

Die Ziffern ganz links unten im Display sind die unter Zone in der CPS-Software festgelegten 15 Kanäle.

Eine vollständige Übersicht liefert folgender Link (hier klicken und nach unten scrollen!), den ich von OM Matthias DL5QY erhielt.

9) Wie startet man ein erstes DMR-QSO?

a) Funkgerät mit dem Lautstärkeregler im Uhrzeigersinn anschalten. Es leuchtet oben kurz die grüne LED. Im Display erscheint die unter Boot item in der CPS-Software eingegebene Information; im Auslieferungszustand nur Radioddity GD77, hier aber sinnvollerweise das eigene Rufzeichen sowie der eigene Name.

b) Nun wählt man mit der Pfeiltaste nach rechts den gewünschten Repeater, den man erreichen möchte. Er muss in der RX-Group eingespeichert sein. Ggf. wechselt man den gewünschten Repeater mit den Pfeiltasten nach oben oder unten. Hier erreicht man die Repeater, die unter Zonen gespeichert sind, z.B. DB0HFD in Zeitschlitz 1 mit TG 262.

c) Mit dem Druck auf die PTT-Taste tastet man den gewünschten Repeater hoch, sofern er nicht schon aufgetatastet ist. Man erkennt aktive Repeater am Status der LED (grüne LED -> Repeater ist aufgetastet, Signalbalken sind im Display sichtbar. Evtl. hört man schon ein laufendes Gespräch. Nach dem eigenen Anruf sollte man die Taste noch kurz gedrückt halten, damit das Gesprächsende bei der Übertragung nicht abgeschnitten wird. Bevor man auf einen Gesprächspartner antwortet, muss immer eine Umschaltpause von mind. zwei Sekunden gewartet werden, da es sonst zu Störungen im Ablauf kommt und auch kein weiterer Gesprächspartner in die Runde gelangen kann. Mehr dazu unter dem Menüpunkt links zur Betriebstechnik im digitalen Modus. Ankommende Rufe werden mit einem Telefonhörer signalisiert (mit Pfeil zum Hörer), wobei die grüne Lampe leuchtet(!), ausgehende eigene Anrufe werden mit roter LED und einem vom Telefonhörer wegführenden Pfeil im Display signalisiert. Man sollte am besten erst ins Gespräch eintreten, wenn die grüne LED erloschen ist.

d) Ein Wechsel der Talkgruppe oder der Reflektoren würde auf dem gewünschten Relais mit Druck auf die grüne Taste erfolgen. Dann erfolgt im Menü unter Kontakt -> erneut grüne Taste -> Kontakt 1 wählen -> ein Wechsel mit den Up- /Down-Tasten zur gewünschten eingespeichertenTalkgruppe. Diese müssen alle zuvor im Codeplug eingespeichert worden sein. 

last modified 23. März 2018