Vor- und Nachteile von Digitalfunk gegenüber Analogfunk

Warum sollte man sich mit Digitalfunk beschäftigen?

Der Trend zur Digitalisierung hat nach der Umstellung der TV-Kanäle von analog auf digital, der Umstellung der Telefonie vom analogen Oberband zur IP-Telefonie auch den komerziellen Funk erreicht. Sicherheitsrelevante Behörden und Organisationen (BOS-Funk) wie die Polizei stellen vom analogen FM-Funk auf den digitalen Funk um. Hier spricht für digitale Funkgeräte die Möglichkeit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nach dem TETRA-Standard, welche abhörsichere Kommunikation erlaubt. Aber auch auf Baustellen, im Wachschutz u.a. kommerziellen Betriebsfunkbereichen geht der Trend eindeutig in Richtung Digitalfunk, wobei sich hier als Standard DMR sowie dPMR etabliert haben. Wer sich genauer mit TETRA im Vergleich zu DMR beschäftigen will, findet hier eine schöne Vergleichstabelle. Für die Umstellung auf Digitalfunk spricht für alle obigen Standards die bessere Sprachqualität (?), die höhere Reichweite (?), längere Akkulaufzeit und die Möglichkeit der Nutzung von Zusatzfunktionen wie GPS-Datenweitergabe, Datentracking, Übermittlung von kurzen Textmessages und Bildern sowie die Nutzung von Apps. Wer sich mehr mit den Standards von DMR im Vergleich zu Tetra und den Vorteilen des Betriebsfunks analgo versus digital beschäftigen möchte, findet hier weitere Infos.

Im Amateurfunk, der ja keine verschlüsselte Kommunikation nach dem TETRA-Standard nutzen darf, hat der Trend zur Digitalisierung zur Entwicklung von drei Funkverfahren (APCO25 in DL ohne Bedeutung, dPMR der Vollständigkeit halber) geführt:

  D-Star DMR dPMR C4FM
Standard DSTAR-Verfahren TDMA-Protokoll FDMA-Verfahren FDMA-Verfahren
Bandbreite 12,5 KHz-Kanalraster 12,5 KHz-Raster 6,25 KHz-Raster 12,5 KHz-Raster
Entwickler ICOM Betriebsfunk Betriebsfunk auch ICOM
versch. Hersteller untereinander nicht kompatibel!
Yaesu
Einführung 1998, in D seit 2005 2006   2013 in DL
Repeaternetz breit ausgebaut sehr breit ausgebaut fehlt mäßig verbreitet
Amateurfunk-
Kompatibilität
           ++            O                      -             + +
Sprachqualität ordentlich gut gut am besten

Wer die obigen Verfahren genauer beschrieben haben möchte, findet im gut recherchierten Blog von DO1ABC hier ausreichend Informationen. Glücklicherweise gibt es zwischen dem DMR-Repeaternetz und dem Netz von D-Star bzw. C4FM Brücken, die den Übergang in die anderen Netze erlauben. Dein Funkgerät kann also auch die anderen Funknetze (mit Einschränkungen) nutzen!

Grundsätzlich kann man wie beim digitalen Satellitenprogramm feststellen, dass es im Digitalbereich auch im Sprech- und Datenfunk nur zwei Möglichkeiten gibt: Es gibt ein klares Signal oder kein Signal. Das Rauschen von FM-Repeatern oder Hintergrundgeräusche aus dem Übertragungsweg fehlen beim Digitalfunk. Ob die Reichweite der Digitalfunkgeräte deshalb höher liegt als die der Analoggeräte gleicher Leistung hängt von der Entfernung zum Repeater ab.
Zwei Aspekte, die für den Digitalfunk sprechen sind die Möglichkeit, gezielt andere Funkpartner oder Gruppen rufen zu können, ohne dass alle anderen Frequenzteilnehmer das Gespräch mitanhören müssen! So besteht die Möglichkeit durch Wahl geeigneter Talkgroups Funkfreunde z.B. in Südeutschland oder im Urlaub (im Ausland) erreichen zu können. Die bei FM-Repeatern manchmal vorgenommenen Auftastungen mehrerer Relais (Relaiskette) ist dagegen nur ein müder Abklatsch. Die niedrige Bandbreite gegenüber FM erlaubt im bestehenden Band mehr Stationen einen parallelen Funkbetrieb!

Einige typische Irrtümer zum Thema Digital- versus Analogfunk hat Yaesu (aus Eigeninteresse?) hier (Auszug aus einer DARC-Website) anschaulich zusammengestellt:
                            Irrtümer  über Digitalfunk (gelten nur eingeschränkt oder gar nicht):
1. Digital ist besser als analog.
2. Digitalfunk ist empfindlicher und hat eine größere Reichweite.
3. Digital ist schneller als analog.
4. Digital hat extrem schmale Bandbreite.
5. D-Star ist Standard im Amateurfunk.
6. Jetzt ein neues Digitalgerät kaufen, um zukunftssicher zu sein.
7. Jeder Digitalfunk hat die gleiche Leistung.

Trotz der technisch hochwertigen Sprachqualität eines Digitalsignals hören sich Digitalsignale im Amateurbereich (egal ob DSTAR, DMR oder C4FM) etwas "gequetscht" an, was an der Schmalbandigkeit des Signals liegt. C4FM besitzt von allen im Amateurbereich verwendeten Digitalfunkverfahren noch die beste Sprachqualität, kam leider zu spät auf den Markt, um trotz bester Qualität noch nennnswerte Marktanteile erlangen zu können.Vergleicht man verschiedene Digital-Handfunkgeräte (nicht nur im DMR-Bereich), so klingen höherpreisige Geräte meist besser als preiswerte Einstiegsmodelle. Mit der Qualität eines FM-Signals - mit doppelter Bandbreite - können alle Digitalmodes nicht mithalten.

Wie kommt es, dass sich die nur schlecht auf den Amateurfunkbereich zugeschnittenen DMR-Geräte seit Ende 2017 expansiv verbreiten und mittlerweile dem ausgebauten D-Star-Netz den Rang ablaufen?

Der Hype zugunsten von DMR liegt sicher an der Tatsache, dass Newcomer, die noch nicht wissen, ob diese Betriebsart zukunftsfähig ist oder sie daran auf Dauer Gefallen finden, nicht gleich mit hochpreisigen Geräten einsteigen wollen. Chinesische Hersteller haben die Gunst der Stunde entdeckt und sehr brauchbare Geräte zu unschlagbaren Preisen auf den Markt gebracht. Kommt dann noch ein guter Support (auch über aktive Facebookgruppen mit Herstellerkontakt) oder gute Marktbeobachtung hinzu, wird sich der Trend in Richtung DMR wohl noch verstärken.

last modified 28.03.2018